Von Samuel Furfari, erstmals veröffentlicht im European Conservative

Donald Trump hat versprochen, den Krieg in der Ukraine an einem einzigen Tag zu beenden, aber das hat er nicht getan; er hat auch mit seiner Zollpolitik versagt. Es fällt seinen vielen Gegnern in Europa daher leicht, ihn lächerlich zu machen. Aber über einen seiner Erfolge schweigen sie. In 100 Tagen hat er das Klima verändert. Aber nicht so, wie Sie vielleicht denken. Der Präsident hat die in der amerikanischen Energiepolitik vorherrschenden Klima-Dogmen umgestoßen.

In nur drei Monaten hat er den Kurs der Energiepolitik sowohl im Inland als auch international neu definiert. Dieser Wandel betrifft nicht das atmosphärische Klima, sondern vielmehr das ideologische Klima, das durch drei Jahrzehnte restriktiver und oft unrealistischer Klimapolitik geprägt worden ist. Unter dem Banner des „Energiestolzes“ hat Trump die bestehende Ordnung durchbrochen, indem er eine Politik zugunsten fossiler Brennstoffe verfolgte und die „grüne“ Politik seines Vorgängers Joe Biden demontierte. Dieser Wandel markiert einen Wendepunkt in der Strategie für den Umgang mit Amerikas Energieressourcen und in der Geopolitik der globalen Energieversorgung. Untersuchen wir die Schlüsselelemente dieser Strategie und ihre Auswirkungen auf viele Länder und, allgemeiner, auf die EU.

Ein verändertes politisches Klima: Mit dem Klimatismus brechen
Trumps erster symbolischer Akt zur Durchsetzung seiner neuen Energiepolitik war der Austritt der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Abkommen zur Dekarbonisierung. Dieser Ausstieg, eingeleitet während seiner ersten Amtszeit, wurde bei seiner Rückkehr ins Weiße Haus bestätigt. Trump betrachtet das Abkommen als einen Angriff auf die wirtschaftliche Souveränität der Vereinigten Staaten, als eine Art „neuen grünen Betrug“, der darauf abzielt, die Industrieländer zugunsten von Akteuren wie China und Indien zu benachteiligen. Diese Entscheidung sendet eine klare Botschaft: Die Vereinigten Staaten werden sich nicht länger einer internationalen Klimapolitik unterwerfen, die sie als schädlich für ihre wirtschaftliche und energiepolitische Wettbewerbsfähigkeit ansehen.

Donald Trump hat nicht nur die Vereinigten Staaten aus dem Pariser Abkommen zurückgezogen, sondern auch eine komplette Überarbeitung der Energiepolitik vorgenommen, indem er die Prioritäten auf fossile Brennstoffe verlagert, den vernachlässigten „sauberen Kohlesektor“ wiederbelebt und sich sowohl internationalen als auch einzelstaatlichen Initiativen wie denen in Kalifornien widersetzt, welche die Energieentwicklung in den USA bremsen. Diese kontroverse Position zielt auf die Wiederherstellung der amerikanischen Wettbewerbsfähigkeit und Energiesicherheit ab.

Dies ist nicht nur eine defensive Haltung. Trump hat auch einen Frontalangriff gegen die Politik bzgl. fossiler Brennstoffe gestartet und diese als „schädlich und gefährlich“ bezeichnet. Trump sagt, diese Vision ignoriere den tatsächlichen Energiebedarf der Weltwirtschaft.

Die Umsetzung der Energiedominanz
Einer der Pfeiler dieser Strategie ist die massive Kürzung von Subventionen und öffentlichen Mitteln für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien.
Die Trump-Regierung, zunächst angeführt von Elon Musk, hat vorgeschlagen, die Mittel für die Entwicklung von Technologien wie der Utopie des grünen Wasserstoffs, der Kohlenstoff-Abscheidung und -nutzung (CCUS) sowie der Energiespeicherung um fast 10 Milliarden Dollar zu kürzen. Diese Kürzungen stellen ikonische Partnerschaften mit Giganten wie ExxonMobil und Occidental Petroleum in Frage, die im Rahmen ihrer grünen Branding-Strategie bereit waren, einen kleinen Teil ihrer Werbebudgets in diese Fantasieausgaben zu investieren.

Die EU hingegen fördert weiterhin Technologien wie den „grünen“ Wasserstoff, obwohl die Kosten für seine Herstellung durch Elektrolyse exorbitant hoch sind. Dies gilt umso mehr, als große Investmentfonds wie BlackRock beschlossen haben, diese chemische Narretei nicht mehr zu finanzieren. Wie ich in „Die Wasserstoff-Illusion“ (‘The Hydrogen Illusion’) gezeigt habe, ist dieser Weg ein energetischer und wirtschaftlicher Irrweg. Man kann nicht Wasserstoff verbrennen, ein Schlüsselelement der chemischen Industrie, nur um eine Klimamode zu befriedigen. Das ist so, als würde man eine Louis Vuitton-Tasche verbrennen, um sich warm zu halten: absurd und kontraproduktiv.

Die Trump-Regierung plant außerdem den Abbau von 8.500 Arbeitsplätzen im Energieministerium (DOE).

Per Durchführungsverordnung hat der Präsident den Generalstaatsanwalt angewiesen, alle Gesetze, sonstigen Vorschriften sowie staatlichen und lokalen Verfahren zu ermitteln, welche die Identifizierung, Entwicklung, Lokalisierung, Produktion oder Nutzung nationaler Energieressourcen behindern, die verfassungswidrig sind oder sein könnten, dem Bundesrecht vorgehen oder anderweitig nicht durchsetzbar sind. Trump fordert die Streichung aller Bestimmungen, die sich seiner Meinung nach mit dem „Klimawandel“ befassen oder sich auf „Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen“, „Umweltgerechtigkeit“, „ Kohlenstoff-Emissionen oder Treibhausgase“ und Mittel für die Erhebung von Strafen oder Kohlenstoffsteuern beziehen. Er hat einen diplomatischen Krieg gegen Staaten wie Kalifornien mit dessen „unerreichbaren Grenzwerten“ begonnen.

Trump hat auch mutige Schritte unternommen, um die Versorgung mit kritischen Materialien zu sichern, die für moderne Technologien benötigt werden. Im April 2025 unterzeichnete er eine Durchführungsverordnung, die den Beginn des Bergbaus in den Gewässern der ausschließlichen Wirtschaftszone der USA erlaubt. Ziel ist es, innerhalb von zehn Jahren eine Milliarde Tonnen an kritischen Materialien zu gewinnen, darunter polymetallische Knollen, die reich an Kobalt, Nickel, Kupfer und seltenen Erden sind. Die Regierung geht davon aus, dass diese Initiative das BIP der USA innerhalb eines Jahrzehnts um 300 Milliarden Dollar steigern und 100.000 Arbeitsplätze schaffen könnte. Nichtregierungsorganisationen aus dem Umweltbereich sind gegen diese Entscheidung und verweisen auf die Risiken für das Meer. Doch für Trump sind sie Amerikas wirtschaftliche Feinde in der strategischen Frage, China bei kritischen Ressourcen zu überholen.

Der Kern von Trumps Strategie ist nach wie vor die massive politische Unterstützung für fossile Brennstoffe. Dazu gehören:

  • Verkürzung der Genehmigungszeiten für Öl- und Gasprojekte; Innenminister Doug Burgum hat versprochen, Genehmigungen in nur 14 Tagen zu erteilen.
  • Wiederbelebung der sauberen Kohleindustrie durch Subventionen für die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur, wobei allerdings abzuwarten bleibt, ob dies möglich sein wird, da Schiefergas für die Stromerzeugung billiger ist als Kohle.
  • Steigerung der Exporte von Flüssigerdgas (LNG), insbesondere in die EU, um die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu verringern.

Indem die Vereinigten Staaten zu einem dominierenden Exporteur von Öl und Gas werden, stärken sie ihren geopolitischen Einfluss. Der Export von LNG nach Europa beispielsweise verringert den Einfluss Russlands und stärkt die transatlantischen Bündnisse.

Widerstand gegen ausländische Vorschriften
Auch hat die Trump-Regierung eine Offensive gegen EU-Vorschriften gestartet. Sie sieht in ihnen eine Bedrohung für US-Unternehmen. Ein Beispiel ist der Protect USA Act, der es strategischen US-Unternehmen verbietet, die von der Europäischen Union auferlegten ESG-Anforderungen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zu erfüllen. Dieses Gesetz schützt Schlüsselsektoren der fossilen Brennstoffe und der Mineralien gewinnenden Industrie und bekräftigt gleichzeitig die wirtschaftliche Souveränität der Vereinigten Staaten.

Die Konzentration auf die Gewinnung kritischer Mineralien reflektiert den ausdrücklichen Wunsch, mit China zu konkurrieren, das derzeit einen Großteil der weltweiten Lieferkette für seltene Erden kontrolliert. Die Sicherung der eigenen Ressourcen ist eine wesentliche Voraussetzung für die technologische Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.

In diesem Zusammenhang krönt die Ankündigung eines Abkommens zwischen den Vereinigten Staaten und der Ukraine über natürliche Ressourcen am 100. Tag der Amtszeit von Donald Trump diese Periode strategischer Entscheidungen, die auch die Schwächen der europäischen Politik aufzeigt. In diesem Abkommen geht es nicht um Seltene Erden, wie immer wieder fälschlicherweise behauptet wurde und wird – diese kommen in der Ukraine nicht in nennenswerten Mengen vor –, sondern um eine breite Palette von Bodenschätzen, darunter Erdgas, Mangan, Titan und Graphit. Es garantiert der Ukraine wichtige Investitionen für ihre Entwicklung, während es den Vereinigten Staaten ermöglicht, die Versorgung außerhalb des chinesischen Einflussbereichs zu sichern.

Die EU läuft Gefahr, zunehmend an den Rand gedrängt zu werden
In nur 100 Tagen hat Donald Trump das politische und geopolitische Klima in Sachen Energie umgekrempelt, die Klimapolitik seiner Vorgänger rückgängig gemacht und eine klare Strategie der Energiedominanz skizziert. Diese Strategie beruht auf einer pragmatischen Logik: Sicherung der Energiesouveränität der USA, Stärkung ihrer wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und Nutzung der Energie als geopolitisches Druckmittel. Wenn die EU auf ihrer ideologischen Klimapolitik beharrt, läuft sie Gefahr, zunehmend an den Rand gedrängt zu werden.

Der große multinationale Konzern BP hat dies sehr wohl verstanden. Er hat gerade seine grüne Politik aufgegeben, die zu seiner schwachen Leistung geführt hat, und hat außerdem beschlossen, seinen Chief Strategy Officer Giulia Chierchia zu entlassen, die hinter der grünen Übergangsstrategie des Unternehmens stand. Ihre Position als Leiterin der Abteilung für nachhaltige Entwicklung wird ebenfalls gestrichen. Wann wird die Europäische Kommission dem Beispiel von Donald Trump folgen und ebenfalls viele dieser grünen Arbeitsplätze streichen?

Wir haben mit einem Stromausfall gerechnet, und er ist eingetreten…
Die Trump-Regierung muss gelacht haben, als sie die Demütigung des kernkraftfeindlichen Spaniens sah, das stark in Solar- und Windenergie investiert hat. Diese Energiequellen haben das nationale Stromnetz und darüber hinaus geschwächt, waren doch auch Portugal und Frankreich betroffen. Die Stabilität eines Netzes wird durch die Trägheit großer rotierender Massen wie Turbinen und Generatoren in Wärme- und Kernkraftwerken gewährleistet. Die intermittierenden und variablen erneuerbaren Energien können diese für elektrische Systeme unerlässliche Trägheit nicht gewährleisten.

Bei einer geringen Durchdringung des Energiemixes stellen die erneuerbaren Energien keine größeren Probleme für das Netz dar, da sie von der Trägheit der konventionellen Anlagen profitieren, die den Großteil der Erzeugung ausmachen. Wenn ihr Anteil jedoch 30 bis 40 % übersteigt, werden die Risiken der Instabilität sehr groß. Während des Stromausfalls am 28. April 2025 lag ihr Anteil bei 75 %! Diese Entscheidungen führten zu einem Anstieg der Strompreise, da überschüssige Solarenergie zu negativen Preisen abgesetzt werden musste. Dieses Modell, das als Vorbild angepriesen wurde (die Behörden prahlten am 22. April damit, dass sie 100 % erneuerbaren Strom produzieren), hat sich als durchschlagender technischer und wirtschaftlicher Misserfolg erwiesen. Es wird ein Beispiel bleiben, das alle Ingenieurstudenten studieren müssen. Es besteht kein Zweifel, dass die Trump-Regierung dieses Scheitern der EU nutzen wird, um intermittierende und variable erneuerbare Energien weiter zu untergraben.

Die Gründungsväter der Europäischen Gemeinschaft auf der Konferenz von Messina im Juni 1955 sagten: „Ohne reichlich und billige Energie wird es keine Zukunft geben”. Trump hat dies verstanden und das Klima in der Energiepolitik verändert. Brüssel-Straßburg hat es vergessen.

Samuel Furfari, Ph.D., ist Professor für Geopolitik der Energie an verschiedenen Universitäten. Derzeit lehrt er an der ESCP London und ist Ehrenprofessor an der Polytechnischen Schule der Universität Madrid. Von 2003 bis 2021 lehrte er Energie- und Geopolitik an der Université Libre de Bruxelles. Er war 36 Jahre lang leitender europäischer Beamter in der GD Energie der Europäischen Kommission. Von 2019 bis 2022 war er Präsident der European Society of Engineers and Industrialists. Er ist der Autor von 18 Büchern und zahlreichen Artikeln.

Übersetzt von Christian Freuer.