[ Das Folgende basiert auf Bemerkungen von Koonin und Mills bei einer Debatte der MIT Free Speech Alliance , die hier eingesehen werden kann . ]
Die Debatte um den Klimawandel tobt weiter. Obwohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch „umstritten“ sind, scheint klar, dass Präsident Trump erneut aus dem inzwischen berüchtigten Pariser Klimaabkommen aussteigen wird. Wichtig dabei ist, dass diese Abkommen auf Versprechen basieren, die nationale Energiepolitik zu ändern.
Die Entscheidung, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen, ist keine bloße Geste. Die zentrale Tatsache für die Bürger überall auf der Welt ist, dass vermeintliche „Klimalösungen“ Billionen von Dollar verbrauchen und Mandate und sich Diktate für Versorgung und Nutzung von Energie in jedem Bereich der Gesellschaft durchsetzen würden.
Die erklärte Begründung für Vorschläge, die Energieversorgung der Zivilisation komplett zu ändern, ist die Notwendigkeit einer „Versicherungspolice“ gegen zukünftige Klimakatastrophen. In diesem Rahmen argumentieren die Klima-Alarmisten, dass eine gewisse Möglichkeit zukünftiger Folgeschäden die „verantwortungsvolle“ Entscheidung rechtfertigt, jetzt eine Versicherung zu „kaufen“. Aber dieses oft an den Haaren herbei gezogene „Versicherungs“-Konstrukt setzt voraus, dass wir genug wissen, um sagen zu können, dass die Folgen des zukünftigen Klimawandels den Abschluss einer Versicherung rechtfertigen – und dass wir wissen, dass die „Versicherung“ selbst erschwinglich sein wird.
Es stellt sich heraus, dass wir über beide Bereiche ziemlich viel wissen. Wie wir weiter unten darlegen, lehrt uns die Realität, dass die Folgen des Klimawandels, die wir zu vermeiden versuchen, bescheiden sein werden – und dass die Kosten der „Versicherung“ atemberaubend sind.
Wogegen versichern wir?
Der Vorschlag, für eine „Klimaversicherung“ zu zahlen erfordert, dass wir zunächst die „Vorteile“ einer 50-jährigen Dekarbonisierung in Betracht ziehen, ein Zeitrahmen, der sich aus dem Pariser Ziel ergibt, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 2° C zu begrenzen. Dann können wir uns der Abwägung dieser Vorteile gegen die Kosten zur Erreichung sogenannter „Netto-Null“-Treibhausgas-Emissionen zuwenden. Dieser Vergleich ist kompliziert, nicht zuletzt aufgrund der Unsicherheiten hinsichtlich der Auswirkungen, die angeblich durch eine Verringerung des menschlichen Einflusses auf das Klima vermieden werden sollen. Es gibt auch die Frage „Kosten und Nutzen für wen“ sowie die Frage, ob es tatsächlich dringlich ist, die Emissionen zu reduzieren.
Drei Punkte sind hervorzuheben: Der Zeitrahmen für die Emissionsreduzierung ist willkürlich; die „Klimabedrohung“ ist alles andere als akut; und die Kosten-Nutzen-Rechnung hängt stark davon ab, wer die Berechnung durchführt.
Beginnen wir mit dem Pariser Ziel selbst, das den Anstieg der durchschnittlichen globalen Temperatur auf unter 2° C begrenzen soll, was laut Klimamodellierern in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen weltweit erfordern würde. In der Zwischenzeit steigen die Emissionen weiter und werden in diesem Jahr erneut einen historischen Höchststand erreichen. Die Untertitel des jährlichen Berichtes der UN bzgl. Emissions-Minderungen vermitteln einen Eindruck von den mangelnden Fortschritten: 2023 hieß es „Ein gebrochener Rekord … Die Temperaturen erreichen neue Höchststände, doch die Welt schafft es nicht, die Emissionen (erneut) zu senken“, und in diesem Jahr hieß es „Bitte keine heiße Luft mehr“. Aber selbst diese 2° C sind keine harte Grenze. Als Hans Schellnhuber, der sogenannte „Vater der Zwei-Grad-Grenze“, einmal gefragt wurde, warum er diese Zahl nenne, antwortete er, sie sei ungefähr richtig und für Politiker leicht zu merken. Es gibt keine glaubwürdige Begründung dafür, dass plötzlich allerlei Chaos ausbrechen wird, wenn die Temperatur um zwei oder sogar drei Grad steigt.
Als nächstes stellt sich die Frage, ob die Klimabedrohung so groß ist, dass sie überstürzte und prometheische Maßnahmen erfordert – eine Umgestaltung des gesamten Energiesystems der Welt in wenigen Jahrzehnten. Die Antwort auf diese Frage ist nicht so ungewiss, wie die Schwarzseher behaupten. Die jüngste Geschichte liefert einige Anhaltspunkte, da sich die Erde in den letzten 120 Jahren um 1,3° C erwärmt hat und für das nächste Jahrhundert eine etwa gleich starke Erwärmung erwartet wird. Statt einer Katastrophe hat die Menschheit in diesem Zeitraum beispiellosen Wohlstand erlebt: Die globale durchschnittliche Lebenserwartung ist von 32 auf 72 Jahre gestiegen, das BIP pro Kopf hat sich versiebenfacht, die Alphabetisierungsrate ist in die Höhe geschnellt und die Sterberate durch extreme Wetterereignisse ist um den Faktor 50 gesunken! Es ist also schwer zu glauben, dass eine vergleichbare Erwärmung im nächsten Jahrhundert solche Fortschritte erheblich bremsen wird. Tatsächlich besteht Konsens in Studien zu wirtschaftlichen Auswirkungen, wie sie letztes Jahr vom Weißen Haus unter Biden veröffentlicht wurden, dass ein paar Grad Erwärmung zu einem Rückgang des BIP um einige Prozent führen würden. Das ist „im Rauschen“, wie wir Physiker sagen. Natürlich wird es unterschiedliche Auswirkungen geben, es gibt Unsicherheiten, und das BIP ist nicht der einzige Maßstab für Wohlstand. Trotzdem sind Katastrophenvorhersagen nicht glaubwürdig.
Wenn man den Massenmedien Glauben schenkt, könnte man glauben, wir Menschen hätten das Klima bereits zerstört. Doch selbst der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) kann bei den meisten klimarelevanten Faktoren keine klimarelevanten Trends feststellen , geschweige denn, sie auf menschliche Einflüsse zurückführen. Tatsächlich gehen die Verluste durch extreme Wetterereignisse als Prozentsatz des BIP zurück , da die Welt widerstandsfähiger wird. Und die Prognosen über das Ausmaß der zukünftigen Erwärmung sind ebenfalls zurückgegangen, hat doch der IPCC seine Modelle verfeinert und die Welt aufgrund des langsameren Wachstums und der Umstellung auf kohlenstoffarme Energiequellen etwas weniger CO₂ ausstößt als erwartet .
Schließlich stellt sich die Frage, „wem es das wert ist“. Während die 1,5 Milliarden Menschen in der entwickelten Welt über ausreichend Energie verfügen, sehnt sich der Großteil der Welt nach weitaus mehr. Die Ungleichheiten sind erstaunlich. Der Energieverbrauch pro Kopf in Nigeria ist 30-mal geringer als in den USA, und etwa 3 Milliarden Menschen verbrauchen jährlich weniger Strom als ein durchschnittlicher US-Kühlschrank verbraucht. Fossile Brennstoffe sind der effektivste Weg, um die zuverlässige und erschwingliche Energie zu liefern, die diese Menschen brauchen, um ihr Leben zu verbessern, daher behindert jede Einschränkung dieser Brennstoffe ihre Entwicklung auf unmoralische Weise. Kurz gesagt, die Dekarbonisierung ist für die meisten Menschen ein unerschwinglicher Luxus. Sie stehen vor viel unmittelbareren, greifbareren und lösbareren Problemen als dem Risiko einiger zukünftiger Klimaauswirkungen, die sich am besten mit „wir wissen nicht was, wir wissen nicht wann und wir wissen nicht, wie schwerwiegend“ zusammenfassen lassen.
Die Entwicklungsländer zu drängen, zu überreden und zu fordern, auf fossile Brennstoffe zu verzichten, wie es die Weltbank und andere Geldgeber tun, ist dem Gedeihen der Menschheit direkt entgegengesetzt. Das ist, als würde man einem Hungernden sagen: „Iss dieses Steak nicht, denn es könnte deinen Cholesterinspiegel erhöhen.“
Ein häufiger Einwand gegen dieses Argument ist, dass die Dekarbonisierung auch andere Vorteile mit sich bringt – zum Beispiel eine Verringerung der lokalen Luftverschmutzung. Aber betrachten wir China, wo die Lebenserwartung zwischen 1980 und 2020 um 10 Jahre gestiegen ist, obwohl der Verbrauch fossiler Brennstoffe um 700 Prozent zugenommen hat. (Ein Teil davon ist auf die Verringerung der Innenraumverschmutzung durch sauberere Kochbrennstoffe wie Flüssiggas, einen fossilen Brennstoff, zurückzuführen.) Sogar die schmutzigen chinesischen Kohlekraftwerke hatten große Vorteile, da den meisten Chinesen eine erhöhte Energieverfügbarkeit viel wichtiger war als sauberere Luft.
Schließlich muss man bei der Berechnung der globalen Kosten und Vorteile auch die Vorteile des steigenden CO₂-Gehalts berücksichtigen – so schwer das für manche auch zu glauben sein mag. Ein Vorteil: Die Zahl der Todesfälle durch extreme Temperaturen ist in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, da etwa zehnmal so viele Menschen an extremer Kälte (die immer seltener wird) sterben als an Hitzewellen (die leicht zunehmen). Ein weiterer Vorteil ist, dass die Erde deutlich „grüner“ geworden ist – einer Schätzung zufolge ist sie heute 40 Prozent grüner als vor 40 Jahren. Dieser Trend hat auch zu einem rasanten Anstieg der landwirtschaftlichen Produktivität beigetragen, da Pflanzen CO₂ „fressen “ .
Unterm Strich wissen die meisten Wissenschaftler, dass es weder einen Klimanotstand noch eine Klimakrise gibt, und immer mehr sind endlich bereit, dies (mutig) öffentlich zuzugeben. Daher ist die überstürzte und universelle Dekarbonisierung auch nicht notwendig, wie sie im Pariser Abkommen gefordert wird. Diese Art der Energiewende wird (und ist es bereits) störend und teuer sein. Tatsächlich sagen die meisten Schwellenländer verständlicherweise: „Wir werden es nicht tun, wenn Sie uns nicht dafür bezahlen.“ Und wir in den Industrieländern haben nicht das nötige Geld dafür.
Was kostet die Versicherung?
Die Bereitschaft von Bürgern und Politikern, eine Klimaversicherung abzuschließen, beruht letztlich auf einer technologischen Bewertung der Bandbreite vorgeschlagener Energiesysteme und insbesondere der Systeme, die im gesellschaftlichen Maßstab Leistung erbringen können. Es geht also nicht so sehr um Prognosen, wie dies in der Klimawissenschaft der Fall ist, sondern vielmehr darum, die Kosten für den Bau und Betrieb von Hardware auf der Grundlage verschiedener Technologie-Szenarien zu bewerten.
Wir neigen heutzutage dazu, uns von aufstrebenden Technologien, unerprobten Systemen und, um es in den sozialen Medien auszudrücken, „Clickbait“ mit atemberaubenden Schlagzeilen über angebliche „Durchbrüche“ fesseln zu lassen. Die Realität ist, dass Systeme im industriellen Maßstab, egal welcher Art, die in naher Zukunft gebaut werden können, Technologien verwenden, von denen wir bereits wissen, wie man sie baut, die vor Jahren erfunden wurden und die jetzt ausgereift sind und über tragfähige Lieferketten verfügen. Und für Kostenberechnungen (nicht -prognosen) gibt es jede Menge robuster und zuverlässiger Daten über die Hardware und Systeme, von denen wir wissen, wie man sie baut.
Es gibt gute Gründe, in Forschung und Entwicklung zu investieren, um bessere Energietechnologien zu finden. Aber das hat keine Relevanz für die Schätzung der Kosten der Versicherungspolice, die jetzt in Erwägung gezogen wird, denn was in den nächsten zehn Jahren in großem Maßstab eingesetzt werden kann, ist das, was wir bereits zu bauen wissen, seien es Wind- oder Gasturbinen.
Wir verfügen über Belege, die die tatsächlichen Kosten der Dekarbonisierung verdeutlichen, und zwar über einen ähnlichen Zeitraum, wie ihn Klimaaktivisten anstreben. Das Jahr 2000 liegt in unserer Vergangenheit so weit zurück wie das Zieldatum 2050 in unserer Zukunft. Seit 2000 haben die USA und Europa weit über 10 Billionen Dollar ausgegeben, um die Nutzung von Kohlenwasserstoffen zu vermeiden, zu ersetzen oder zu minimieren. Diese Bemühungen haben zwar dazu geführt, den Anteil der Kohlenwasserstoffe an der globalen Energie zu senken, aber nur um etwa drei Prozentpunkte auf den heutigen Wert von knapp über 81 %. In absoluten Zahlen stieg die Nutzung von Öl, Erdgas und Kohle insgesamt um einen Betrag, der der zusätzlichen Ölproduktion von sechs mal Saudi-Arabien entspricht. Ebenso führten ein Jahrzehnt der Subventionen für Elektrofahrzeuge dazu, dass rund 40 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen der Welt unterwegs sind. Zweifellos verdrängen sie Öl, das sonst verwendet würde. Aber der absolute Benzinverbrauch stieg dennoch und liegt nun auf einem Rekordhoch.
Wenn die Ausgabe von 10 Billionen Dollar zu keiner nennenswerten Dekarbonisierung führen würde, was wäre dann nötig?
Auf Grundlage dieser jüngsten Erfahrungen und selbst wenn man davon ausgeht, dass die bevorzugten Technologien über Nacht um – sagen wir – 50 Prozent billiger werden – was nicht der Fall ist –, würde eine Reduzierung des Anteils der Kohlenwasserstoffe am Energiebedarf auf knapp die Hälfte des gesamten Bedarfs im Jahr 2050 Kosten zwischen 100 und 300 Billionen Dollar verursachen. Das entspricht etwa dem fünf- bis fünfzehnfachen Kapital, das zur Deckung des Bedarfs mit konventioneller Energie erforderlich wäre. Und selbst dann würde dieser geringere Anteil der Kohlenwasserstoffe im Jahr 2050 in absoluten Zahlen immer noch etwa der heute verbrauchten Menge entsprechen, da der Energiebedarf in der Zukunft steigen wird.
All dies setzt voraus, dass die zukünftigen Kosten für Solar-, Wind- und Batterieenergie radikal niedriger sein werden – eine Behauptung, die durch die Realität nicht gestützt wird. Ihre steigenden Kosten sind nicht auf Lieferkettenunterbrechungen durch die Covid-Lockdowns zurückzuführen, sondern beruhen auf einer unausweichlichen Tatsache: Für den Bau sogenannter „grüner“ Energie-Kraftwerke werden weitaus mehr Metalle und Mineralien benötigt als für den Bau von Kohlenwasserstoff-Kraftwerken. Eine wegweisende Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) ergab, dass eine teilweise Dekarbonisierung eine utopische Steigerung des weltweiten Bergbaus erfordern würde – je nach Mineral um das Vier- bis Vierzigfache gegenüber heute. Andere Untersuchungen zeigen größere Lücken: Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Yale University kam zu dem Schluss, dass der weltweite Bergbau je nach Mineral um das 60- bis 300-fache gesteigert werden müsste.
Dies weist auf ein Kernproblem hin: Die Erschließung einer neuen Mine dauert im Durchschnitt 15 Jahre. Für „Versicherungsplaner“ relevant ist, dass die globale Bergbauindustrie derzeit nicht plant, solche Mengen abzubauen. Selbst wenn man davon ausginge, dass Geld und Mandate den Zeitrahmen für den Bau neuer Minen auf ein Jahrzehnt verkürzen könnten, gibt es immer noch keine arithmetische Möglichkeit, den steigenden Bedarf an Mineralien für den Aufbau der Dekarbonisierungsmaschinerie zu decken.
Die Dekarbonisten antworten zu Recht, dass die Marktkräfte das Problem lösen werden. Das stimmt, aber nicht auf die Weise, die sie sich vorstellen. Die Auswirkung einer Nachfrage, die das Angebot um Längen übersteigt, wird eine atemberaubende Inflation der Preise sein – d. h. eine Vernichtung der Nachfrage. Das wird alle Märkte betreffen, da überall dieselben Mineralien verwendet werden. Aber bei Energie-Generatoren machen die Materialeinsätze 30 bis 50 Prozent der Herstellungskosten von Solarmodulen und 50 bis 70 Prozent der Kosten einer EV-Batterie aus . Kurz gesagt , die Kosten für die Herstellung umweltfreundlicher Kraftwerke werden steigen, nicht fallen. Diese Diskrepanz in der Materialrealität wird in den Prognosen völlig ignoriert. Es ist eine Lücke, die nicht durch Abwinken beim Recycling geschlossen werden kann, was das Wachstum der Nettonachfrage bestenfalls nur geringfügig dämpfen kann.
Darüber hinaus können wir mit Deutschland einen weiteren makroökonomischen Beleg für die Kosten der Dekarbonisierung in der realen Welt vorlegen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat Deutschland seine gesamte Stromnetzkapazität ungefähr verdoppelt , vor allem durch den Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen, aber zwangsläufig etwa 80 Prozent des ursprünglichen Netzes beibehalten. (Der größte Teil der Schrumpfung ist auf die unüberlegte Schließung von Kernkraftwerken zurückzuführen.) Unterdessen stieg Deutschlands gesamter Strombedarf um weniger als 10 Prozent. Diese Diskrepanz hatte wirtschaftliche Auswirkungen: Die deutschen Strompreise haben sich fast verdreifacht . Sie hat nicht nur die Energiearmut in Deutschland erhöht, sondern das Land auch Energie-instabil gemacht – ein Auftakt zu den katastrophalen Folgen des Verlusts russischen Erdgases durch den Ukraine-Krieg. Wenn die Lösung dieses Problems im Ausbau von Wind- und Solarenergie gelegen hätte, hätte Deutschland das getan. Stattdessen änderte es den Kurs und baute enorme Kapazitäten für den Import von Flüssiggas auf. Doch diese Kehrtwende kam zu wenig und kam zu spät, da Deutschland nun eine katastrophale Deindustrialisierung durchmacht, vor allem wegen der hohen Energiepreise. In den USA hingegen haben sich die Großhandelspreise für Großprojekte im Bereich der Solar- und Windenergie in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Die realen Kosten für „zu billige“ Solar- und Windenergie, die man nicht messen kann, steigen rasant an.
Auf gesellschaftlicher Ebene hat die Erfahrung Behauptungen widerlegt, dass Solar- und Windenergie, insbesondere in Kombination mit Batteriespeichern im Versorgungsmaßstab, auf der Grundlage der sogenannten Lebenszykluskosten von Natur aus billiger sind. Wenn das wahr wäre, würden die Dekarbonisten in den Rechenzentren den Stromanschluss komplett kappen und solche Lösungen entwickeln, um den mittlerweile offensichtlich enormen Strombedarf der digitalen Wirtschaft zu decken. Das tun sie aber nicht. Und der Kauf und die Sanierung alter Kernkraftwerke ist eine begrenzte, einmalige Option.
Diese Kostensteigerungen sind unabhängig von den Auswirkungen auf die Inflation, wenn die US-Regierung das durch den Inflation Reduction Act (IRA) bewilligte und subventionierte Geld ausgibt, was wiederum unverhüllte Energieausgaben sind. Die tatsächlichen Gesamtkosten des IRA, wenn er letztendlich vollständig umgesetzt wird, werden auf 2 bis 3 Billionen Dollar geschätzt. Zum Vergleich: Das ist vergleichbar mit den 4 Billionen Dollar (inflationsbereinigt), welche die USA für die Führung des Zweiten Weltkriegs ausgegeben hatten.
Die inflationären Ausgaben des IRA berücksichtigen nicht die anderen laufenden und geplanten Energieausgaben in etwa zwei Dutzend Bundesstaaten, die sich verpflichtet haben, Kaliforniens aggressiven Dekarbonisierungsplänen zu folgen. Ebenso wenig berücksichtigt wird die Tatsache, dass die Elektroauto-Verordnung die Energieversorger dazu veranlassen wird, weitere 3 Billionen Dollar für den Ausbau der Netzinfrastruktur auszugeben. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind die Kosten für zusätzliche Kraftwerke, die den Strom überhaupt erst erzeugen. Die Steuerzahler sollten sich Sorgen machen, nicht zuletzt, weil derart schnelle Ausgaben enorme Möglichkeiten für Verschwendung, Betrug und Korruption schaffen.
Das Ausmaß der Ausgaben lässt sich vielleicht besser verstehen, wenn man eine spezifischere Perspektive einnimmt: eine Analyse des National Bureau of Economic Research (NBER). Das NBER-Team tauchte tief in das System der IRA ein und fand heraus , dass allein die Subventionen für Elektrofahrzeuge insgesamt etwa 23.000 bis 32.000 Dollar pro Fahrzeug betragen. Das ist wirklich eine Subventionierung auf chinesischem Niveau.
Wenn es den Dekarbonisten mit der Kosteneffizienz ernst wäre, würden sie sich viel stärker auf Subventionen konzentrieren, um etwa den Kauf effizienterer Verbrennungsmotoren zu fördern. Nach Schätzung der IEA selbst würde eine solche Politik den weltweiten Ölverbrauch stärker reduzieren als eine fast siebenfache Erhöhung der Zahl der Elektrofahrzeuge weltweit.
Was sollten wir wirklich für das Klima tun?
Ein nüchterner Blick auf demografische, wirtschaftliche und energietechnologische Trends zeigt, dass das Erreichen einer globalen Netto-Null-Emissionen bis zum Ende des Jahrhunderts außerordentlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich wäre. Gleichzeitig offenbart ein nüchterner Blick auf die Folgen einer Verfehlung des willkürlichen Pariser Ziels keine Katastrophe. Das heißt nicht, dass die Welt oder wir in den USA nichts tun sollten.
Folgendes sollten wir tun:
Erstens müssen wir die Klimawissenschaft aufrechterhalten und verbessern, denn unser Wissen ist noch sehr lückenhaft. Paläoklimastudien verraten uns, wie und warum sich das Klima in der Vergangenheit verändert hat; aktuelle Beobachtungen mit besserer Abdeckung, Präzision und Kontinuität verraten uns, wie sich das Klimasystem heute verhält, und Modelle vermitteln uns eine Vorstellung davon, was in Zukunft passieren könnte. Aber wir brauchen dringend mehr statistische Genauigkeit bei den Analysen und gezieltere Modellierungsbemühungen, um Unsicherheiten zu reduzieren.
Zweitens müssen wir die öffentliche Kommunikation verbessern, denn es gibt viel zu viele „Fake News“ zum Thema Klima. Wir müssen die Rhetorik über eine „Klimakrise“ beenden, auch wenn wir anerkennen, dass der menschliche Einfluss auf das Klima real ist und wir darüber nachdenken sollten, was langfristig und geordnet zu tun ist. Die Öffentlichkeit muss eine genaue Sicht auf Klima und Energie haben und über Slogans wie „Wir sind auf der Autobahn in die Klimahölle und geben immer Vollgas“ hinauskommen. Laien sind klug genug, übertriebene Horrorgeschichten abzutun; diejenigen, die sich auf solche Sensationsmache einlassen, tragen zur allgemeinen Erosion der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit bei.
Drittens müssen wir anerkennen, dass Energiezuverlässigkeit und -erschwinglichkeit Vorrang vor Emissionsreduzierungen haben. Ein guter Anfang ist das Eingeständnis, dass Öl und Gas in absehbarer Zukunft notwendig sein werden. Europas aktuelle Energiekrise ist selbstverschuldet; Investitionen in fossile Brennstoffe und die heimische Produktion wurden zugunsten unzuverlässiger Importe und unzuverlässiger Energieerzeugung aus Wind und Sonne aufgegeben. Es war leicht zu erkennen, dass dies zu Problemen führen würde, und viele haben es vorhergesagt, aber der Dekarbonisierung wurde dennoch Vorrang vor Zuverlässigkeit und Erschwinglichkeit eingeräumt.
Viertens müssen die Regierungen wohlüberlegte und taktvolle Programme bzgl. der Energiewende in Angriff nehmen, die Technologie, Wirtschaft, Regulierung und Verhalten berücksichtigen und Kosten, Zeitrahmen und tatsächliche Auswirkungen auf das Klima abschätzen. Um die sogenannte „grüne Prämie“ zu senken, ist ein wesentliches Element der Umsicht die Notwendigkeit von mehr Forschung und Entwicklung, die zu Demonstrationen neuerer Energietechnologien führt, statt sie vorzeitig einzusetzen. Kernspaltung im kleinen Maßstab, kostengünstige Netzspeicherung und -verwaltung, kohlenstofffreie chemische Brennstoffe sowie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sind allesamt Teil einer vernünftigen Liste vielversprechender Ideen, aber sie alle befinden sich heute noch in einem sehr frühen, nichtkommerziellen Stadium.
Energie wird auf gesellschaftlicher Ebene durch komplexe Systeme bereitgestellt, die „alles überall auf einmal“ betreffen. Diese Systeme lassen sich am besten langsam verändern. Überstürzte Maßnahmen zur Umgestaltung des gesamten Energiesystems sind weitaus zerstörerischer als alle plausiblen Auswirkungen des Klimawandels. Es ist ein Skandal, dass die USA Billionen von Dollar für den Einsatz unzuverlässiger Energietechnologien ausgeben wollen, obwohl wir so viele andere konkrete und lösbare Bedürfnisse haben, darunter Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Bildung.
Fünftens müssen die Industrieländer anerkennen, dass es unvermeidlich, wenn nicht sogar wünschenswert ist, den Energiebedarf der Entwicklungsländer zu decken. In den meisten Teilen der Welt herrscht heute Energiemangel, und fossile Brennstoffe sind die einzige praktikable Möglichkeit, diesen Bedarf zu decken; sie liefern heute, wie schon seit vielen Jahrzehnten, über 80 % der weltweiten Energie. Ohne kostspielige Backup-Systeme kann die wetterabhängige Energieerzeugung aus Wind und Sonne diesen Menschen keinen angemessenen Zugang zu Energie bieten. Befürworter einer schnellen globalen Dekarbonisierung geben sich oberflächlich mit der Frage zufrieden, wie der Energiebedarf der Entwicklungsländer gedeckt werden soll.
Die politischen Entscheidungsträger müssen sich stärker auf alternative Strategien konzentrieren, um mit allen hypothetischen zukünftigen Folgen des Klimawandels umzugehen. Am wichtigsten ist dabei die Anpassung. Anpassung ist autonom – sie ist das, was Menschen tun. Sie ist effektiv, sie ist verhältnismäßig und sie ist von Natur aus lokal und umsetzbar.
Was können wir wirklich tun, um die Energielandschaft zu verändern?
Wenn es um Energietechnologien und -politik geht, müssen wir drei grundlegende langfristige Trends berücksichtigen, denen einige Politiker mit Geld entgegenwirken wollen.
Erstens: die Effizienzmetrik. Ingenieure werden immer nach Effizienzverbesserungen streben; das ist dem Fortschritt inhärent. So sehen wir, dass sich das gängige Leistungsmaß – der Energieverbrauch pro Einheit der Wirtschaftsleistung – kontinuierlich verbessert hat. Aber das hat den Gesamtenergieverbrauch nicht reduziert. Die langfristige Realität, dass höhere Effizienz eine höhere Nachfrage anregt, wurde erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts vom britischen Ökonomen William Stanley Jevons dokumentiert; heute ist es als „Jevons Paradox“ bekannt. Jevons selbst schrieb damals, dass es für den Laienbeobachter „ein Paradoxon“ sein würde, aber er stellte ausdrücklich fest, dass das Ergebnis höherer Effizienz niedrigere Kosten und damit eine Stimulierung der Nachfrage sei.
Der zweite langfristige Trend besteht darin, dass energiehungrige Gesellschaften mit wachsendem Wohlstand einen kontinuierlichen Anstieg des Energieverbrauchs pro Kopf verzeichnen – letzteres ist ein unvermeidliches und wünschenswertes Merkmal des technologischen Fortschritts. Robert Solow erhielt 1987 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Arbeit, die zeigte, dass „Technologie der dominierende Wachstumsmotor bleibt“. Und das Wachstum selbst wird in erheblichem Maße durch die Verfügbarkeit von mehr Energieeffizienz stimuliert, da alle Technologien zwangsläufig Energie verbrauchen. Der technologische Fortschritt steigert also symbiotisch sowohl die Energieeffizienz als auch den Energiebedarf.
Und der dritte langfristige Trend ist unerschütterlich und weist überraschend geringe Schwankungen auf: eine schrittweise, mehrere Jahrhunderte dauernde Dekarbonisierung der gesamten Primärenergieversorgung der Zivilisation. Auch dieser Trend wird sich von selbst fortsetzen.
Solche natürlichen, langfristigen Kadenzen der Zivilisation haben etwas, das man nur als hohe Trägheit bezeichnen kann. Im Allgemeinen sind Gesellschaften nicht bereit, so viel Kapital auszugeben, um solche Trends von ihrem natürlichen Lauf abzubringen, oder sie sind dazu wahrscheinlich auch nicht in der Lage.
Viele sind der begründeten Überzeugung, dass es bessere Energietechnologien als die heutigen geben muss. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann solche Technologien praktikabel und in großem Maßstab einsetzbar sein werden. Aus der Geschichte wissen wir, dass es grundlegende Veränderungen in der Wissenschaft – und auch revolutionäre technologische Veränderungen – gibt. Aber sie haben eine unangenehme Eigenschaft, die Bill Gates als das Fehlen einer „Vorhersagefunktion“ bezeichnet hat.
Für heute und die nächsten Jahrzehnte gilt: Wenn wir Energierevolutionen, eine stabile Gesellschaft und Wirtschaftswachstum wollen, sollten wir aufhören, kostbares Kapital für Technologien von gestern zu verschwenden – und, offen gesagt, für Kleptokratien. Die Art von Neuerungen in der Energietechnologie, von denen wir alle glauben, dass sie eines Tages möglich oder sogar wahrscheinlich sein könnten, erfordern etwas, das in der Politik Mangelware ist: Geduld. Die Versprechen radikal neuer Kernspaltungsreaktoren, sogar Mikroreaktoren in Rechenzentrumsgröße und neuer, quasi magischer Energiematerialien wie Graphit sind verlockend. Das schwer fassbare Ziel der praktischen Fusion wird eines Tages erreicht werden. Und auch neue Physik wird es eines Tages geben. Wenn wir mehr grundlegende Magie wollen, brauchen wir die Geduld, uns auf die Wiederbelebung offener Grundlagenforschung zu konzentrieren.
Gleichzeitig benötigt die Zivilisation enorme Mengen an kostengünstiger Energie, und zwar aus den Technologien und Systemen, die wir heute bauen können. Ingenieure, Unternehmer und Unternehmen können diese Herausforderung meistern – aber hauptsächlich mithilfe von Kohlenwasserstoffen.
Steven E. Koonin ist Senior Fellow an der Hoover Institution, Berater des National Center on Energy Analytics und Autor von Unsettled: What Climate Science Tells Us, and What It Doesn’t, and Why It Matters. Mark P. Mills ist Executive Director und Gründer des National Center on Energy Analytics und Autor von The Cloud Revolution: How the Convergence of New Technologies Will Unleash the Next Economic Boom and a Roaring 2020s.
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